Turul

 

Das Exponat mit dem Titel „Turul“ ist eine schlichte Überwachungskamera, wie man sie kennt. Eine Kamera an einem langen Hals befestigt und mit großer Linse. Doch der Künstler Erik Mátrai hat das Objekt benutzt, um etwas Unsichtbares sichtbar zu machen. Die Kamera scheint ein mechanischer Vogel zu sein und Flügel zu haben.

Doch das Motto der Installation kann auch „Wo Licht ist, ist auch Schatten“ sein:

Mithilfe von mehreren Lichtern, werden Flügel aus Schatten an die Wand projiziert.

Sieht man genau hin, erkennt man, dass die Flügel aus mehreren Schatten bestehen, die die Kamera selbst wirft. Die verschiedenen Perspektiven machen diese Darstellung möglich.

Das umgebene Licht und die Atmosphäre um ‚Turul’ lässt die Kreatur noch bedrohlicher aussehen. Schaut man länger in das „Kamera-Auge“ wird man das Gefühl nicht mehr los, dass man von Turul beobachtet wird.

Dass mehr hinter der Installation steckt, als ein raffiniertes Spiel mit den Schatten, lässt sich aus dem mysteriösen Namen des Werkes herauslesen.

Turul ist nicht nur ein Exponat der Ausstellung „Global Control and Censorship“.

Turul ist der Name eines sagenhaften Vogels der ungarischen Geschichte.

Es ranken sich viele Mythen um dieses Wesen.

In einer Geschichte hat der Vogel Turul das königliche Geschlecht Ungarns hervorgebracht. In einer anderen Sage hat er dem Nomadenvolk den Ort gezeigt, der das heutige Ungarn sein sollte. 

Wie kann man die Sagen nun mit der Installation von Erik Mátrai in Verbindung bringen?

Das Kunstwerk selbst steht für die Überwachung der Gesellschaft. Die Linse der Überwachungskamera ist der kontrollierende Blick von Turul. Das allsehende Auge, vor dem sich keiner verstecken kann.

Die majestätischen Schattenflügel zeigen aber durchaus auch den Adel, die Macht und die Göttlichkeit, die dieser sagenhafte Vogel in Ungarn besitzt. Sei es durch des Vogels Weissagung für das Land Ungarns oder der Einführung des Königsgeschlechts.

So gesehen kann man das Exponat als Metapher sehen. Als der allgegenwärtige Blick unserer Ahnen.